Wieso Schönheit in China ein echtes Problemthema ist, warum Ransomware immer mehr zur Bedrohung für unseren zivilen Alltag wird, weshalb jetzt Schluss mit Gruscheln ist und wie dieser TikTok-Yogi das mit dem unsichtbaren Auto macht. Wer hier jetzt eindeutig mehr Kontext braucht, sollte dringend weiterlesen. Wir empfehlen: noch mal die Kaffeetasse voll machen und dann gute Unterhaltung! Bitte sehr, der Juli.

#NFT – Historisches Schnäppchen

Und wieder wurde eine Datei für teuer Geld an den Mann gebracht. Der originale Quellcode von Tim Berners-Lee wurde bei Sotheby’s für schlappe 5,4 Millionen US-Dollar versteigert. Die Echtheit wurde natürlich wieder per NFT gewährleistet. Verglichen mit den 69,3 Millionen US-Dollar für Beeples kürzlich versteigerte Collage, ist das historische Objekt von Berners-Lee ein echtes Schnäppchen gewesen.

#WhatsApp – War was?

Was ist eigentlich von den Tumulten um die AGB-Updates von WhatsApp geblieben? Eine Umfrage von YouGov im Auftrag der dpa zeigt, dass sich nicht viel verändert hat: 79 Prozent der Befragten gaben an, die App aktuell auf dem Smartphone installiert zu haben. Lediglich 3 Prozent haben sich von dem Chat-Programm verabschiedet. Datenschutzbedenken sind vorhanden, aber nicht ausschlaggebend. Mal ehrlich: Haben wir etwas anderes erwartet?

Quelle: YouGov

#REvil  – Zarte Infrastruktur

In jüngster Vergangenheit haben mehrere Ransomware-Angriffe gezeigt, wie fragil die digitalen Infrastrukturen unseres zivilen Lebens eigentlich sind. Die russische Erpressergruppe REvil hat mehrfach zugeschlagen und damit u. a. Einzelhandelsketten zu vorübergehenden Schließungen gezwungen und Industriebetriebe außer Funktion gesetzt. Dass es sich überhaupt um diese russische Gruppe REvil handelt, steht außer Zweifel. Dass wir offensichtlich nicht so wehrlos dagegen sind, schon eher. Die Ransomware kam wohl ironischerweise, als Sicherheits-Update getarnt in die Netzwerke. Der Hack hätte mit etwas Netzkompetenz also vermieden werden können.

#RetroGames – Zelda schlägt die Gebrüder Mario

Und noch einmal Versteigerung: Bei einer Auktion des Hauses Heritage ging eine Cartridge von The Legend of Zelda aus dem Jahre 1987 für 870.000 US-Dollar an den Höchstbieter. Auch wenn das nicht in den Sphären der aktuell sehr spektakulären NFT-Auktionen schwebt, darf sich das Spiel nun als teuerstes Gamer-Objekt feiern, denn im April versteigerte das gleiche Auktionshaus eine Cartridge von Super Mario Bros., welche es allerdings „nur“ auf 660.000 US-Dollar brachte.

#BeautyApps – Die Tragödie der schönen Chinesen

Im Juli machte die Meldung vom Tod der chinesischen Influencerin Xiaoran die Runde. Als Todesursache werden Komplikationen bei einer Schönheits-OP genannt. In der Praxis hieß das: Zwei Fettabsaugungen und eine Brustvergrößerung – alles am selben Tag. Horror-Unfälle in der plastischen Chirurgie sind in China leider keine Seltenheit. Erst im Februar schockte die verpatzte Nasen-OP der chinesischen Schauspielerin Gao Liu die Netzgemeinde. Mittlerweile bildet sich neben dem Boom der Schönheitseingriffe eine Industrie, die sich auf Klagen gegen die Kliniken spezialisiert.

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Mitverantwortlich für den trotzdem anhaltenden Schönheits-OP-Boom sind Apps, die genau diesen Trend forcieren. Programme wie Gengmei oder SoYoung, die größten chinesischen Spieler in diesem Sektor, reflektieren die gesamte Welt dieses Schönheitswahns: Unzählige Vorher-Nachher-Testimonials, ermutigende Erfahrungsberichte, Tipps und vor allem Verzeichnisse von plastischen Chirurgen „in Ihrer Nähe“.

Wie man auf soyoung.com sieht wenn man den Browser-Übersetzer einschaltet, gibt es auch eine Abteilung Südkorea. Das verwundert nicht, denn auch dort ist der soziale Druck hoch, plastische Eingriffe zur Steigerung des Status und Verbesserung der Aufstiegschancen vorzunehmen. Und damit haben wir auch den fruchtbaren Acker, auf dem dieser Boom wachsen und gedeihen konnte.

Dass sich diese Apps ernsthaft als Hilfe und Ermutigung für verängstigte junge Menschen verstehen, wie der Sprecher von Gengmei in diesem Video (s.u.) behauptet, ist zumindest zynisch und macht sprachlos. Hoffen wir, dass uns nach TikTok dieser chinesische Trend erspart bleibt.

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#StudiVZ – Schluss mit Gruscheln

Im April 2020 überraschte das einstmalig beliebte Kleinnetzwerk mit einem unerwarteten Comeback. Jetzt ist allerdings auch schon wieder Schluss. In den Blogs der Website bedankt man sich brav für ein massives Feedback zur Beta Variante und gesteht nur ungern ein, dass StudiVZ wohl endgültig gescheitert ist. Tot ist die Plattform jedoch nicht. Aus dem Netzwerk soll „SpieleVZ“ werden, da das Social Gaming in dem Netzwerk anscheinend recht erfolgreich war. Stichtag für den Switch ist der 31.07. – mal sehen ob wir nochmal was hören.

#GETTR – Vollpfosten aller Länder, vereinigt euch!

GETTR ist ein Twitter-Klon für Trump-Fans, QAnon-Gläubige, Querdenker, Verschwörungstheoretiker etc., der all denen eine digitale Heimat geben soll, die wegen Radikalität von anderen Plattformen geflogen sind. Pünktlich zum Independence Day ist nun dieses digitale Biotop für Bekloppte an den Start gegangen. Der orange Ex-Präsident hat selbst bis heute keinen offiziellen Account auf dem Netzwerk. Vielleicht auch sein Glück, denn die Plattform wurde direkt am ersten Tag gehackt.

Das Netzwerk reiht sich neben Parler und GAB in die Angebote rechts-konservativer bis extremistischer Alternativen ein. Was alle gemein haben: Die Nachfrage ist eher dürftig. Bisher verzeichnet die App um die 1,3 Mio. Nutzer, was zweifelsohne wenig ist.

Wir haben uns die Plattform und ihren Content mal angeschaut. Es macht den Anschein, dass es sehr viele prominente Accounts gibt, bei welchen man sich fragt, ob die jeweiligen Personen oder Unternehmen diese Profile wirklich selbst erstellt haben, oder GETTR nur so tut, als wären sie vertreten. #sosad

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#Grindr – Der homophobe Drittanbieter

Der Rücktritt des Generalsekretärs der amerikanischen Bischofskonferenz, Jeffrey Burrill, war im Juli nur eine Randnotiz. Die Geschichte verweist jedoch auf ein größeres Thema. Kurzer Abriss: Das ultrakonservative, katholische Substack Pillar hat die Homosexualität des Geistlichen geoutet und behauptet, mittels der Geodaten der Dating-App Grindr seine homosexuellen Aktivitäten nachgewiesen zu haben. Grindr unterstreicht derweil, dass diese Art des Trackings technisch so gar nicht möglich sei.

Bereits Anfang des Jahres hat die norwegische Datenaufsichtsbehörde Datatilsynet Grindr übrigens zu einer beachtlichen Strafzahlung verurteilt, weil es empfindliche Daten an Drittanbieter weitergebe. Das rechtskatholische Substack spricht im Recherchetext selbst von „commercially available records of app signal data“, was durchaus darauf schließen ließe, dass es kein Hexenwerk war, die Daten auszulesen.

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Für viele Tech-Beobachter ist das eigentliche Thema hinter der Geschichte ein anderes: Weaponizing App Data, also wie abgezapfte Daten „waffenfähig“ missbraucht werden können. Wer hier nur oberflächlich recherchiert, wird schnell unzählige Studien finden, die vor genau diesen Szenarien warnen. Der Fall Jeffrey Burrill statuiert nun ein bitteres Exempel. Große Ressourcen braucht man wohl nicht. Denn wenn ein kleines, extremistisches Substack offensichtlich so leicht Zugriff auf Drittanbieterdaten bekommt, darf man schon mal sehr beunruhigt sein.

Darum geht es: Tap-Tags und kein Wort von Werbung. Quelle: Instagram

#Werbekennzeichnung – Frau Hummels und Tap-Tags

Der BGH soll nun endgültig klären, ob Tap-Tags in einem Instagram-Posting die Werblichkeit eines Beitrags definieren. Wieder ist die Influencerin und Fußballer-Gattin Cathy Hummels eines der prominenten Gesichter des Rechtsstreits. Dieser und ähnliche Fälle wurden von den Vorinstanzen, also von verschiedenen Oberlandesgerichten, sehr unterschiedlich beurteilt. Wir erwarten allerdings nicht wirklich, dass das Ganze mit einem klaren Ja oder Nein endet. Der BGH will am 9. September entscheiden. Schaunmama.

#Iran – Was zu weit geht…

Ab und zu blitzt in Meldungen zum Iran auf, in was für unterschiedlichen Welten die reformwillige Zivilgesellschaft und die theokratische Regierung leben. Wer mehr erfahren will, sollte mal nach Zombie-Jolie und Happy-Video suchen. Offensichtlich ist für die Iraner jedoch beim Thema Internetfreiheit Schluss mit lustig. Die Reaktionen auf ein neues Internet-Gesetz, was quasi die digitale Freiheit komplett untergräbt, waren ungewohnt stark und laut. Das letzte Wort ist in der Sache noch nicht gesagt. Aber wie es heißt, müsse sich der neue Regierungschef nun überlegen, ob er das Parlament oder das Volk gegen sich haben wolle. Wir bleiben dran.

#Facebook – Naive Richter?

Der BGH hat festgestellt, dass Facebook nicht einfach Nutzer sperren darf, ohne sie vorher um eine Stellungnahme gebeten zu haben. Der Rechtsstreit geht auf zwei offenkundig ausländerfeindlich eingestellte Teilnehmer zurück, deren Beiträge, milde gesagt, falsche Tatsachenbehauptungen und xenophobe Stereotype beinhalteten. Facebook löschte die Beiträge und entledigte sich der Nutzer, welche daraufhin durch alle Instanzen klagten und jetzt Recht bekamen. Leider kommuniziert der Gerichtshof damit: Lügen sind auch Meinungen und Facebook darf von seinem Hausrecht nicht einfach so Gebrauch machen. Wir fragen uns, was denn passiert, wenn die Nutzer Stellungnahmen abgeben und erwartbar dem Einwand widersprechen. Wir werden also noch weiter davon hören.

#TikTok – Geisterfahrer

Und zum Abschluss: Seit einiger Zeit verblüfft der TikToker @lightskinyogi das Netz. Der Yogi setzt sich auf seine vier Buchstaben und fährt dann, wie von Geisterhand gezogen, in einem imaginären Auto davon. Natürlich sind die Kommentarspalten randvoll mit schlauen Köpfen, die zu wissen glauben, wie es geht. Leider war bisher noch keiner dabei, der Recht behalten konnte. Wissen Sie es? Kleiner Tipp: Wer glaubt, der Clip würde rückwärts laufen, aus welchen Gründen das auch immer eine Erklärung wäre, der soll auf den Fernseher achten. Weiter raten. 😉

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Artikelbild: Ryan Quintal / unsplash Lizenz 

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